G4 Power Mac

Teil III: Karte bitte

Veröffentlicht / modifiziert

  • 2021-07-04
  • /
  • 2022-09-27

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Aller guten Dinge sind drei

Ich bin auf etwas Interessantes für meinen Power Mac G4 gestoßen, über den ich bereits im zweiten Teil meiner G4-Miniserie berichtet habe. Etwas, von dem ich hoffe, dass es den Mac von unterschwelligen Stabilitätsproblemen kuriert und mir erlaubt, den Computer zu erweitern. Worum es sich wohl handelt?

Bereits seit einiger Zeit habe ich mich nach nützlichen Erweiterungen für den Power Mac G4 umgeschaut. Ganz oben auf der Wunschliste: Festplatten-Controller verschiedener Hersteller. Als ich bei einer Suche im Netz über eine Acard AEC-6280M stolperte, die zu einem sehr guten Preis zum Verkauf angeboten wurde, war ich gleich Feuer und Flamme. Die Karte schien in einem sehr guten Zustand zu sein, war aber ungetestet. Die Frage war: würde sie funktionieren?

Worum es geht

Die AEC-6280 ist eine PCI-zu-IDE-Adapterkarte von ACARD Technologies, welche zwei ATA-133-Kanäle bietet. In den 2000ern versprach sie – mit bis zu vier ansprechbaren Laufwerken – eine Menge Erweiterungspotential und ein signifikantes Plus an Performanz für Systeme mit integriertem IDE-Controller, welche bereits seit ein paar Jahren im Einsatz waren. Die M-Variante war speziell für PCI-basierte Apple Macintoshs gedacht und wurde mit einer speziellen Firmware ausgeliefert, dank derer diese Computer von an der Erweiterungskarte angeschlossenen Festplatten Mac OS X oder die älteren Mac OS 8 und 9 starten konnten.

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Da die integrierte IDE-Schnittstelle des Power Macs nur Ultra ATA/33 (ATA-4) bietet, sollte die Adapterkarte von Acard nicht nur die Aufgaben des wahrscheinlich defekten Onboard-Controllers zuerlässig übernehmen, sondern dabei auch noch merklich schneller sein.

Zeit zu Handeln

Die Karte wies keine Beschädigung auf und so entschied ich mich kurzer Hand, sie mit dem G4 auszuprobieren. Die Installation konnte kaum einfacher sein: Power Mac aufklappen, die AEC-6280M in den innersten Slot einstecken, mit Apples Original-Festplattenkabel meinen IDE-zu-SD-Adapter am primären IDE-Kanal anschließen, Mac zuklappen und feritg! Nun war es Zeit, mit dem System ein paar Runden zu drehen!

Effekte

Beim ersten Start benötigte der Mac ein paar zusätzliche Sekunden um die Startfestplatte zu finden. Danach lief Mac OS X ohne jede Probleme. Mac OS 9.2.2 wurde im Startup Disk preference panel als Option angezeigt und ließ sich ebenfalls wie gehofft starten. Um herauszufinden, ob der Power Mac dank des Upgrades nun auch schneller geworden war, hieß es, mit Benchmarks nachzumessen. Ich wollte zudem nachstellen, wie sich diese Aufrüstung bei Neuerscheinung der Erweiterungskarte ausgewirkt haben dürfte. Deshalb warf ich eine mechanische Festplatte, eine Ära-korrekte IBM Deskstar 16GP (DTTA‑351680, Ultra-ATA/33, 16.8GB) mit in den Ring. Genau wie der Power Mac G4 kam sie 1999 auf den Markt. Wie würde sie sich gegen einen mehr als 20 Jahre jüngeren SD-Kartenleser schlagen? Hier sind die Ergebnisse!

Wie erwartet waren Zugriffe auf den SD-Kartenleser über die Acard-Erweiterungskarte messbar schneller als über den integrierten EIDE-Anschluss (ATA-3) des G4s (es ist wirklich sehr schade, dass der Ultra-ATA/33-Port nicht getestet werden kann). Die mechanische Festplatte überquerte als letzte die Ziellinie. Wie die Geräte sich bei zufälligen und sequentiellen Zugriffen geschlagen haben, kann man in den folgenden Diagrammen gut ablesen. Eine Ergebnisse überraschen jedoch.

Interessanterweise zeigte sich ein Performanzunterschied zwischen den beiden Kanälen der AEC-6280M bei XBench unter Mac OS X: in manchen Szenarios war der sekundäre Kanal bis zu 15% schneller als das primäre Gegenstück. Lesen und Schreiben kleiner 4K-Blöcke ließ die Performance für alle Kombinationen einbrechen. Meine alte mechanische IBM Deskstar wurde deutlich vom moderneren SD-Kartenleser geschlagen – ganz besonders bei zufälligen Lese- und Schreibzugriffen. Eine überraschende Ausnahme war jedoch das sequentielle Lesen von kleinen 4K-Blöcken – hier war das rotierende Metall mehr als ein halbes Megabyte schneller als die Konkurrenz.

ATTO ExpressTools 2.8.2 berichtete eine dauerhafte Rate von 25.15 MB/s für Lese- und 22.07 MB/s für Schreibzugriffe unter Mac OS 9.2.2. Der Festplattentest von MacBench 5 zeigte 3924 Punkte versus 2562 für das vorherige Setup – was einen Geschwindigkeitszuwachs von 53% nahelegt.

Die detaillierten Messergebnisse sind am Ende des Artikels zu finden.

Hat sich das gelohnt?

Verschiedene Mac-Betriebssysteme laufen störungsfrei (auch beim Aufwachen aus Stromsparmodi) und Festplattenzugriffe sind schneller - damit ist die Antwort ein klares Ja! Das ist für sich eine große Errungenschaft. Als Schmankerl gibt es die Möglichkeit, den Macintosh mit bis zu vier ATA-133-taugliche Laufwerken auszustatten. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Bei Problemen mit dem integrierten Ultra-ATA-Port des Macs ist ein dedizierter PCI-to-IDE-Adapter wärmstens zu empfehlen. Angesichts moderater Transferraten von bis zu 25 MB/s zeigt sich, dass die Wahl von ATA-133 für das aktuelle Setup kaum mehr als ein optimistisches Statement ist. PCI-zu-IDE-Adapter mit ATA-100 dürfte für ähnliche Szenarios ausreichend Reserven haben. Mit schnelleren Speichern jedoch – wie zum Beispiel IDE-SSDs – könnte die Acard AEC-6280M diese Stärke wahrscheinlich besser ausspielen. Doch diese Geschichte soll ein andermal erzählt werden.

Die Details

Die Testergebnisse sind für die einzelnen Komponentenkombinationen nach Kategorien aufgelistet. Zur Acard 6280M sind Kanal-bezogene Messwerte aufgeführt.