RGB-Farbfächer

Wide-Gamut Farbabgleich

Veröffentlicht / modifiziert

  • 2019-05-01
  • /
  • 2023-09-27

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Farbe is nicht Farbe

Reproduktionen von Kunstwerken nehmen eine Sonderrolle unter den Fine-Art Produkten ein und folgen eigenen Regeln. Selbstverständlich gibt es für die einzelnen Techniken, von der Bilderzeugung bis zu jeder Art von Druck, etablierte Standards, welche innerhalb der jeweiligen Disziplin konsistente Ergebnisse gewährleisten, doch nicht selten legt der Künstler selbst Hand an und haucht der Druckserie seine eigene Seele ein, auf Kosten der Vergleichbarkeit von Druck und Original, wie es scheint. Wie kommt das?

Das innere Auge

Dem scheinbaren Paradoxon liegt oft ein irreführendes Verständnis von Farbe zu Grunde. Schon im zarten Alter werden wir konditioniert, dass Bananen gelb und Orangen, nun ja, orange sind. Aber sind sie das? Wenn Farbe nur ein Attribute eines beobachteten Objekts wäre, müssten dann nicht alle Fotos vom diesem Objekt, immer mit der selben Kamera fotografiert, die selbe Farbe zeigen, wenn miteinander verglichen? Egal wann und wo aufgenommen? Das ist aber nur dann der Fall, wenn alle Fotos bei identischen Lichtverhältnissen aufgenommen wurden. Da wir wissen, dass Farbe von Licht erzeugt wird, welches von Materie reflektiert wird, erkennen wir, dass wie wir uns an ein Kunstwerk erinnern, merklich davon abhängt, wie es beleuchtet war, als es uns am meisten angesprochen hat. Ich bezweifle, dass Individuen je wirklich das selbe Kunstwerk sehen, schließlich sind ihre Farbwahrnehmung, ihr Kontext und ihre Erinnerung verschieden. Wie soll man denn da Farben korrigieren?

Signifikanz der Substanz

Drucke sind keine Duplikate. Original und Reproduktion unterscheiden sich stets in Material, Struktur und Finish. Deshalb wird Licht auch immer unterschiedlich auf die beiden reagieren. Dennoch kann man versuchen, die farbliche Erscheinung eines Werkes in einer spezifischen Situation einzufangen. Aber eben nur einer. Sollte das gelingen, so wird man ein Ergebnis erhalten, dass immer dann wie das Original aussieht, wenn man diese Situation wieder rekonstruiert. Um ihre Arbeitsprozesse zuverlässiger zu gestalten, setzen Fotografen und Drucker auf fest definierte Beleuchtung. Ich sollte Beleuchtungen sagen, denn leider sind die Standards nicht gleich. Der bedeutendste Unterschied zeigt sich darin, wie weiß das Licht ist – das ist der sogenannte Weißpunkt, der als Farbtemperatur gemessen wird. Deshalb erstrahlen Lampen an Fotosets in der Regel leicht bläulich (D65, 6500 Kelvin) und in der Druckindustrie betrachtet man Drucke unter wärmerem Licht (CIE D50, 5000 Kelvin). Womöglich kennen Sie diese Weißpunkte von Ihrem Computer-Monitor. Natürlich steckt mehr hinter den Illuminanten, zum Beispiel beschreiben sie, wie Energie über das sichtbare Lichtspektrum verteilt sein muss. Niemand möchte schließlich Blautöne eines Gemäldes mit Grau verwechseln. Das Problem kennen wir alle von unseren Socken, oder nicht?

Don’t Panic and Match On

Die Realität ist nicht ideal. Nicht immer kann man im Studio fotografieren oder die beste Beleuchtungsausrüstung mit zum Set nehmen. Trotz größter Sorgfalt, dem Einsatz von mehreren Farbtafeln und den perfekten Kameraeinstellungen kann es vorkommen, dass die Farben einfach nicht überzeugen. Vielleicht gefällt dem Künstler das eigene Werk in der aktuellen Ausstellung besser als sonst, oder aber Kunstwerk und Druck sollen andernorts nebeneinander der Öffentlichkeit gezeigt werden. Im Zusammenhang mit Kunstwerken hat es bei mir immer gut funktioniert, Farbproben zu sammeln – ein Vorgang, bei dem die Farben einzelner Flächen und Details mittels Farbfächern und, wenn nötig, kleineren Lampen bestimmt werden. Diese Information fließt in die folgende Farboptimierung ein. CMYK und Pantone sind gute Farbsysteme, wenn man auf konventionelle Offsetdrucke abzielt.

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Für Prozesse, die mit Blick auf Wide-Gamut Giclée-Drucke stattdessen RGB-basiert sind, können diese aber nur als zusätzliche Referenzen dienen. Um diese Lücke zu schließen habe ich RGB-Farbfächer (eciRGB v2) konzipiert, die für den Einsatz in diesem Szenario optimiert sind: beide sind schmal und leicht, sodaß man sie mühelos ausrichten und nahe am Kunstwerk halten kann. Der eine deckt gesättigten Farben ab, der andere umfasst neutrale und weniger gesättigte Töne. Jeder Farbton ist in neun Stufen zu jeweils Schwarz und Weiß abgetönt, jede dieser Stufe ist beschriftet, um eine Dokumentation zu vereinfachen. Zudem kann das Farbfächer-Set mit dem Substrat der Wahl auf dem Drucker erstellt werden, der später für die Produktion eingesetzt werden soll, sollte man die ultimative Farbtreue anstreben. Ich hatte damit sehr gute Ergebnisse mit den Großformat-Druckern der Stylus Pro Serie und dem SureColor SC-P9000 Violet Spectro von Epson. Andere Ausrüstung und Prozesse funktionieren natürlich ebenfalls, Farbmanagement generell vorausgesetzt.

RGB Colour Guide – Standard810 KiB

RGB Colour Guide – Grau & Pastell683 KiB

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